Wein aus Kanada
Der Weinbau hatte es in Kanada von Beginn an besonders schwer – in Nordamerika ist die Reblaus heimisch. Die von den ersten Winzern im 19. Jh. mitgebrachten Reben aus Europa wurden sofort befallen und die in den USA und Kanada heimischen und reblausresistenten Rebsorten schmeckten fürchterlich. Nach einigen Versuchen erzielte man durch das Aufpropfen von europäischen Sorten auf einheimische Reben ganz ausgezeichnete Weine. Ab 1866 entstanden auf Pelee Island im Eriesee die ersten Weinlagen, kurz darauf kamen weitere Gebiete am Nordufer (Lake Erie North Shore) und rund um Niagara im einigermaßen milden und sonnenreichen Ontario dazu.
Nachdem British Columbia erschlossen wurde, begann dort am Ufer des Lake Okanagan das zweite große Weinbaugebiet Kanadas. Hier ist das Klima dem Burgund recht ähnlich, sehr warm im Sommer, mild im Winter, viel Sonne. Neuerdings wird auch auf Vancouver Island und im Fraser Valley Wein angebaut. Die Herkunftsbezeichnungen sind nach dem bewährten französisch-italienischem AOC/DOC-System geschützt, die Weine tragen dann eine VQA-Bezeichnung.
Erzeugt werden derzeit zwar noch mehr Weiß- als Rotweine, der Trend geht aber weiter zu Rot- und Rosé-Weinen. Die vorherrschenden weißen Rebsorte sind Chardonnay und Grauburgunder, die „rote Hitliste“ führt der säurereiche, fruchtige Baco noir an, gefolgt vom Cabernet Franc und dem herben Cabernet Sauvignon.
Ein deutscher Winzer führte zu Beginn der 1970er zum ersten Mal Eiswein in Kanada ein, eigentlich eine logische Konsequenz aus der Kombination trockener Herbst und plötzlich und hart einsetzender Winterfrost. Der „ice wine“ aus Chardonnay oder Riesling ist sehr teuer ($35 pro halber Flasche, esoterisch verklärte Premiumgewächse bringen es auf $25.000), aber als Dessertwein fantastisch.
Kanadischer Wein ist in Deutschland abseits des Eisweins kaum vertreten, entsprechend sollte man ihn einfach vor Ort genießen. Besonders zu den regionalen Spezialitäten wie Wild, Fisch, Hummer oder Muscheln ist der kanadische Wein ideal. Viele der Weinkellereien bieten übrigens auch fachkundige Führungen und Weinproben an